Unter dem Titel Paradaidha zeigt der niederländische Künstler Robert Zandvliet einen „vitalen Garten“ seines Werkes in der Kunsthalle Darmstadt. In seiner Ursprungsbedeutung aus dem Altpersischen kommend, beschreibt Paradaidha einen ummauerten Garten. Die Anmutung überlieferter Bilder lassen ahnen, warum die Schönheit und Vollkommenheit der Gärten persischer Herrscher in der biblischen Zeit zum Abbild des Gartens Eden wurde.
Beeindruckt von dem Werk des Künstlers und der Intention des Kurators, diese Ausstellung unter dem Titel Paradaidha zu zeigen, ist die assoziative Vorstellung eines paradiesischen Gartens ein Gegenbild zur Unruhe und des Getriebenseins der Welt, in der wir uns gerade befinden.
Die Evangelische Stadtakademie greift korrespondierend zur Ausstellung das Leitthema des paradiesischen Gartens auf.
Wer hätte nicht Sehnsucht nach einem Ort besinnlicher Ruhe, einer Natur, die in ihrer Vielfalt blüht und gedeiht, einer Ordnung harmonischer Gestaltung in einer extrem beschleunigten Welt, die alles mitreißt und Menschen erschöpft zurücklässt?
Zwischen den Wunschbildern und unserer Wirklichkeit verläuft die Mauer der schönen Gärten als Grenze. Entspricht diese Spannung nicht auch dem unerfüllten Lebensgefühl unserer Zeit? Und wie kann dieser Zustand überwunden werden? Seit je her gibt es verführerische Lösungen: Grenzen mit Gewalt zu überwinden, sich grenzenlos im Konsumparadies zu verlieren oder halluzinierte Fluchten nach Innen anzutreten. Dass daraus keine paradiesischen Zukunftsperspektiven entstehen, lernen wir gerade unter dem gegebenen Weltzustand.
Zweifellos sind die aktuellen Zeitdiagnosen nicht rosig. Diese aber in aller Dramatik zur Kenntnis zu nehmen und trotzdem die Frage nach dem guten Leben aufrecht zu halten, scheint eine Möglichkeit aus der Rolle des „erschöpften Subjekts“ auszubrechen. Inwieweit wir dazu bereit sind, ist weithin eine offene Frage, sie verlangt Entscheidungen. Einige Anstöße und Ermutigungen will die Veranstaltungsreihe gegeben. Zum Beispiel die die durchaus praktische gemeinte Frage nach der Lebenskunst. Mit dem Wissen der Endlichkeit natürlicher Ressourcen wird es zudem um ein Nachdenken gehen, wie Haltungen des konsumorientierten Habens sich ändern können in genussvolle am Sein orientierte Lebensstile. Wenn die Musik Sphären des Seins berührt, die bisweilen paradiesisch genannt wurden, dann ist es gut, dieser existentiellen Dimension nachzuspüren. Und für eine große existentielle Musik steht der Jazz. Eine Geschichte in Tönen des Menschseins Grenzen und Mauern zu überwinden. Darmstadt ist ein besonders guter Ort, darüber nachzudenken.Der große Weg, den Generationen mit dem Jazz gegangen sind, ist ohne Spiritualität nicht zu denken.