Jazz und die Sehnsucht nach den Wurzeln und dem erfüllten Leben
Veranstaltungsdetails
Referentin :Dr. Bettina Bohle, Leiterin des Jazz-Instituts Darmstadt.
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Referentin :Dr. Bettina Bohle, Leiterin des Jazz-Instituts Darmstadt. Sie studierte Musik(wissenschaft), griechische Philologie und Philosophie in Greifswald, Glasgow, Padua und London. Ihre Promotion erlangte sie an der Freien Universität Berlin und war mehrere Jahre im Bereich Antike Philosophie und Literaturtheorie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und PostDoc an verschiedenen Universitäten in Deutschland beschäftigt.Bis Februar 2024 leitete sie das Umsetzungsprojekt für ein Zentrum für Jazz und Improvisierte Musik in Berlin.Bohle ist Lehrbeauftragte am Institut für Musik und Musikwissenschaft der Universität Hildesheim und bietet dort Kurse im Themenkreis Jazz mit Schwerpunkten in Kulturpolitik, Philosophie und Soziologie an. Seit 2019 ist Bohle zudem eine der Sprecherinnen der Bundeskonferenz Jazz und damit maßgeblich an der Erstellung des Berichts zur Situation des Jazz in Deutschland beteiligt, der 2024 erschienen ist (online und als pdf).
Jazz und Spiritualität sind nicht nur auf den zweiten Blick Themen, die eng im Austausch stehen. Begonnen mit der Versklavung und christlichen Missionierung von Afrikaner*innen in Amerika, über das Konvertieren von Jazzmusiker*innen zum Islam in den 1960er und 1970er-Jahren und in die Gegenwart, mit der Frage nach einem achtsamen Leben von Jazz-Musiker*innen.
Die Rückbesinnung auf, die Hinwendung zu oder die „Flucht“ in die Spiritualität (je nach Perspektive) hat schließlich historisch immer eine Rolle gespielt, ganz besonders auch in der slave culture beider Amerikas zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert: Da geht es um die Bewahrung oder Adaption echter oder vermeintlicher Rituale der afrikanischen „Heimat“, aber auch um Widerständigkeit im gewalttätigen und willkürhaften Unterdrückungssystem der Sklaverei, der Segregation und der Zwangschristianisierung. Musikalischen und kulturellen Ausdruck findet das in Field Songs, Spirituals und Gospelmusik, in Mardi Gras und Okkultismus, im Country Blues als devils music, in „unchristlicher“ Soulmusik, bis hin zum Sprengen der (jazz)musikalischen Konventionen durch Free Jazz im Sinne Ornette Colemans, dem surrealen Impetus des Afrofuturismus eines Sun Ra Arkestra oder dem frenetisch Transzendentalen einer Alice Coltrane bis hin zu Kamasi Washington.
Moderation: Dr. Franz Grubauer, Dr. Anna Scholz
Zeit
21. April 2026 18:30 - 20:30(GMT+00:00)
Ort
Das Offene Haus, Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
