„Wenn wir in Europa mit den USA und China auf Augenhöhe agieren wollen, müssen wir aus der technologischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit herauskommen und europäische Alternativen zu KI-Technologien schaffen, die nicht mit unseren Werten übereinstimmen. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass der Fortschritt in der KI nicht nur durch kurzfristiges Profitdenken getrieben wird, sondern langfristig dem Gemeinwohl dient.“
Prof. Dr. Kristian Kersting, Ko-Direktor des Hessischen Zentrums für KI (hessian.AI), Professor für KI und Maschinelles Lernen an der TU Darmstadt und Forschungsbereichsleiter am Deutschen Forschungszentrum für KI (DFKI)

Das aufkommende Unbehagen in der digitalen KI-Welt
8. Frank Schirrmacher Forum zur Digitalisierung
Wir sind in Darmstadt in der glücklichen Lage, dass ein außergewöhnlich großes wissenschaftliches und fachliches Potential für KI und Digitalisierung Unterstützung anbieten kann. Die Veranstaltungsreihe der Stadtakademie plant deshalb ab 04.11.2025 diese Reihe zu folgenden Themen:
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Auf dem Weg für eine erfolgreiche KI „made in Europe“ Entwicklungen, die den europäischen Anforderungen an vertrauenswürdiger KI entsprechen, sicher, zuverlässig und nachhaltig zu sein.
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Sicherheit und Resilienz in der KI-Welt. Wie digitale Infrastruktur für die Bürger krisenfest und sicher gemacht wird
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Steuerungsmöglichkeiten der disruptiven Kraft von KI in Wirtschaft, Bildung und sozialen Systemen?
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Wie können Politik und Zivilgesellschaft aktiv an der Gestaltung partizipativer KI-Ökosysteme mitwirken?
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Religion und anthropologische Grundlagen- müssen wir Menschsein in der KI-Ära neu denken?
Es soll jetzt alles sehr schnell gehen, nachdem wir in Europa und Deutschland über Nacht aufgewacht sind. Können wir die Sicherung unserer Datenhoheit und erst Recht die Gestaltung der Künstlichen Intelligenz noch gewinnen?
Fast alles liegt in den Händen und damit der Kontrollmöglichkeit großer amerikanischer Konzerne und unter dem Einfluss einer uns unfreundlich gesonnen US-Regierung. Es geht um nichts weniger als um die Bedrohung unserer Sicherheit, unserer Lebensweise und schließlich der Demokratie.Ist es nicht bereits zu spät für die soziale und kulturelle Gestaltung von KI, weil die unbekannten Algorithmen von KI-Anwendungen inzwischen bei der Modellierung menschlichen Verhaltens angekommen sind?
Demgegenüber stehen gerade jetzt viele aus Wissenschaft, Politik, Kultur und Kirchen, die offensiv auffordern, an die Gestaltung einer KI zu arbeiten, die unser Freiheitsverständnis, die Würde des Einzelnen, Fragen sozialer Gerechtigkeit und unsere kulturelle Lebensweise aufnimmt. Dazu sind alle Bürger auch in Darmstadt und der Region notwendig, die ihr Unbehagen ummünzen in eine aufgeklärte Mitsprache. Und dazu will das 8. Frank-Schirrmacher Forum einen Beitrag leisten.
Generationsvertrag neu schreiben? Gerechtigkeit und Verantwortung zwischen den Generationen (Reihe ab Januar 2026)
„Eine Gesellschaft, die das Alter nicht erträgt, wird an ihrem Egoismus zugrunde gehen“
Willy Brandt

Die Idee zu einer Veranstaltungsreihe geht von den Beteiligten des interdisziplinären Akademiegesprächs aus in Fortsetzung des zuvor veranstalteten Reihe; „Megathema Gesundheit“ Evangelische Stadtakademie bereitet zusammen mit den Beteiligten folgende Themenspektrum vor:
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Generationenökonomie: Zukunftsmodelle zur solidarischen Finanzierung und sozialen Sicherung einer alternden Gesellschaft
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Generationendifferenz: Treffen die Bilder über die Einstellungen der Generationen aus Umfragen und Medien die Wirklichkeit? Ein Reallabor zwischen Generationen
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Generationengerechtigkeit aus juristischer Perspektive: Was bedeutet Gerechtigkeit zwischen den Generationen bezogen auf Umwelt, Lebenschancen, Zukunftsgestaltung?
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Generationsgrenzen verflüssigen: Flexibilisierung von Altersgrenzen zwischen Arbeits- und Lebensweltwelt
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Generationentrauma: Verdrängung des Alters und die Angst vor der Endlichkeit
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Generationensolidarität: Erkundung von Modellen der für Wohnen und Zusammenleben
Die Diskussion um die Zukunft der Babyboomer wie auch die alarmistischen Beschreibungen von Jugendgenerationen wie Generation Millenniels, Generation Z etc. zeigen an, dass in grundlegenden Fragen des Lebens und Zusammenlebens zwischen den Generationen vieles nicht mehr gemeinsam geteilt wird.
Zweifellos spielen die demografische Überalterung, Rentenfragen und Pflege im Alter, veränderte Familienbilder und die große Zahl von Alleinlebenden eine wichtige Rolle. Aber es sind auch kulturell trennende Brüche zwischen den Generationslagen entstanden, die über den typischen Generationenkonflikt hinausgehen. Der technologische Wandel und die digitalen Medien und die aktuellen Krisen haben einen nicht geringen Anteil daran.
Es ist aber bedenklich und nicht redlich, diese Entwicklungen auf rein zweckökonomische Größen von Kosten und Nutzen zu reduzieren, um daraus Gerechtigkeitsfragen zwischen den Generationen abzuleiten. Denn die Verbindungen und kulturellen Brücken zwischen den Generationen wurden und werden auch durch ethische Haltungen wechselseitiger Sorge und Verantwortung getragen.
Weil der bisherige soziale und kulturelle Generationenvertrag offensichtlich heute brüchig wird, sind alle Generationslagen in ihren Lebensphasen aufgefordert, nachzudenken, wie ein zeitgemäßer Vertrag untereinander aussehen könnte, in dem Geben und Nehmen, Fördern und Fordern neu ausbalanciert wird.
Es geht um nichts weniger als um eine Auseinandersetzung, die Werte einer humanen Gesellschaft und ihr ethisches Selbstverständnis neu zu ordnen und sich gegen provozierte Spaltungsversuche zwischen den Generationen zu richten.